barrierefrei·Newsletter | 26.04. 2021

Einen wunderbaren Morgen wünsch ich Dir 🌈

Warum ist denn Barrierefreiheit nicht eigentlich selbstverständlich? Diese Frage stellte ich mir, als ich am Samstag unter der Dusche stand. Im Blog habe ich darüber ein wenig nachgedacht, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Vermutlich bin ich da aber auch ein wenig voreingenommen, denn für mich ist Barrierefreiheit schließlich selbstverständlich.

Für Dich auch?

Barrierefreiheit ist jedenfalls kein Nischenthema - dafür betrifft es zu viele Menschen. In Deutschland lebten nach Angaben der Bundesregierung Ende 2017 über 13 Millionen Menschen mit Beeinträchtigung. In 2021 dürften es bereits deutlich mehr sein, in Anbetracht der Auswirkungen von Covid19-Erkrankungen mit steigender Tendenz.

Wenn Du mir schon länger folgst, dürfte folgende Aussage für Dich nicht neu sein: Barrierefreiheit geht uns alle an. Denn von barrierefreien Lösungen profitieren wir alle. Wieso ist also ein Thema, das für alle relevant und vorteilhaft ist, nicht selbstverständlich?

Falls Du eine Idee hast, freue ich mich sehr auf eine Nachricht von Dir. Aber natürlich erst nach der Lektüre des Newsletters... Viel Spaß jetzt dabei!

Barrierefreiheit als Teil der Corporate Responsibility

Von dem Begriff Corporate Responsibility hatte ich zuvor noch nie gehört. Eine kleine Recherche vermittelt mir den Eindruck, dass viele große Unternehmen mit ihrer "unternehmerischen Verantwortung" lediglich Image-Pflege betreiben. Nachhaltigkeit steht deshalb natürlich ganz vorn mit dabei. Dass zu Nachhaltigkeit zwingend auch Barrierefreiheit dazu gehört, habe ich in Blog und Podcast bereits ausgeführt.

Auf das Thema wurde ich durch einen Artikel von Anne-Marie Nebe im Upload-Magazin gestoßen: Digital Accessibility: Barrierefreiheit ist eine Frage der Sensibilität. Ihr Artikel ist ein schöner Rundumschlag über digitale Barrierefreiheit. Perfekt zum Weiterleiten als Einstieg in die Thematik. Ihr Schlusswort möchte ich gern übernehmen, denn daraus ergibt sich auch wieder der notwendige Schritt zur Selbstverständlichkeit:

Barrierefreier Zugang zu digitalen Anwendungen ist deshalb nichts, was ausschließlich zugunsten von Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen durchgesetzt werden soll. Die einfachste funktionierende Lösung ermöglicht ein positives Nutzererlebnis für alle User.

Barrierefreiheit ist im Studium nicht selbstverständlich

Weder analog noch digital kann in Deutschland barrierefrei studiert werden. Was das für Studierende bedeutet, wird unter dem Titel "Im Videocall muss man sich nicht outen" von Laura Lindemann bei ZEIT Campus beschrieben.

In Großbritannien per Gesetz selbstverständlich

Im YouTube-Gespräch mit Ottmar Miles-Paul berichtet Christiane Link von ihren Erlebnissen mit britischer Barrierefreiheit (17 Minuten, untertitelt). Während in Deutschland häufig argumentiert wird, dass "die Wirtschaft" nicht zu mehr Barrierefreiheit verpflichtet werden kann, hat eine Starbucks-Filiale nach Christianes Kritik innerhalb von 48h die Ladeneinrichtung barrierefrei gestaltet - dank entsprechender gesetzlicher Verpflichtung.

Selbstverständlichkeit beruht auf gutem Recht

Damit Großbritannien uns nicht länger mindestens 10 Jahre voraus ist, wie Christiane sagt, braucht es ein gutes Barrierefreiheitsrecht. Deswegen verweise ich an dieser Stelle erneut auf die Petition sowie die Aktionen im Rahmen der Kampagne für ein gutes Barrierefreiheitsrecht.
Schriftzug #EineBarriereWeniger. Für Barrierefreiheit eintreten. Jetzt! Zwischen # und E ist ein Strichmännchen, das das E eintritt.

Mach es selbstverständlich!

Seit ein paar Tagen steht es im Titelbild auf meinen Twitter- und LinkedIn-Profilen: Barrierefreiheit beginnt im Kopf. Und der erste Schritt ist es, Barrierefreiheit als selbstverständliche Grundlage aller Aktivitäten zu sehen - egal ob analog oder digital, im baulichen oder sonstwo.

"Warum sollte ich das barrierefrei machen?" darf nicht mehr der erste Impuls sein. Aus dem Warum muss ein Wie werden. Und die Antwort auf das Wie gibt es wöchentlich hier im Newsletter oder in Blog und Podcast.

Update für Blog und Podcast.

Barrierefreiheit ist (m)eine Utopie

Irgendwann würde es passieren. Das war mir schon lange bewusst. Auch wenn in meiner direkten Verwandtschaft niemand selbständig war, schien mir das für mich schon immer der richtige Weg zu sein. Der entscheidende Funke, der meine Leidenschaft entzündet hat, kam allerdings über Nacht. Eines Tages wachte ich auf und hatte folgende Sätze vor meinem inneren Auge:

Barrierefreiheit ist eine Utopie.
Eine, nach der es sich zu streben lohnt.
Für Alle.

Diesen Beitrag kannst Du wie gewohnt auf dem Blog lesen und anhören, oder über einen Podcast-Player Deiner Wahl.

Veranstaltungen in dieser Woche

#BehinderungMitgedacht - Diversity Talk auf Zoom und YouTube

Behinderung wird allzu oft als Teil echter Diversität vernachlässigt. Johannes Gollwitzer (alias sick'n'salty) veranstaltet deswegen zusammen mit Tanja Kollodzieyski (alias Rollifräulein) einen Talk, der hoffentlich der Auftakt für eine ganze Reihe ist.
Mit dabei sind Lena Rogl (Microsoft), Katrin Langensiepen MEP und Raul Krauthausen.
26.04.2021 von 19:30 bis 21:00 Uhr, Infos auf behinderung-mitgedacht.de

Zukunft ohne Barrieren? Polit-Talk zum Barrierefreiheits·stärkungs·gesetz

SPD-Bundestagsabgeordnete Mechthild Rawert lädt zu einem Live-Talk mit Dr. Annette Tabbara (BMAS), Jürgen Dusel (Behindertenbeauftragter der Bundesregierung) und Dominik Peter (Berliner Behindertenverband)
28.04.2021 von 16:30 bis 18:00 Uhr per YouTube-Live (mit Schriftdolmetschung)

Einen sonnigen Wochenstart

wünsche ich Dir mit dem letzten barrierefrei·Newsletter im April.

Erstaunlich, wie schnell die Zeit schon wieder verfliegt. Diesen Newsletter gibt es jetzt seit fünf Monaten und ich experimentiere fleißig weiter an Aufbau und Inhalten herum.
Martin an einer Wand neben einem alten Wandtelefon lehnend. Er hält den Hörer am Ohr und lächelt.
Über Hinweise, Anregungen und Kritik freue ich mich sehr. Und natürlich über Deine Vermutungen, warum Barrierefreiheit nicht selbstverständlich ist. Antworte einfach auf diese E-Mail, vielleicht finden wir ja gemeinsam eine Lösung.

Bis nächste Woche,
Dein Martin

barrierefrei·Newsletter

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