barrierefrei·Newsletter | 16.08.2021

Vergangene Woche sprach ich mit einem Kollegen über ein von ihm betreutes Projekt. Im Kern ging es um die Frage, ob es sinnvoll ist in einem ländlichen Gebiet voller Barrieren ein barrierefreies Ferienhaus zu errichten.

In solchen Gesprächen stelle ich gern folgende Frage: Was spricht denn dagegen, es barrierefrei zu machen?

Die Antwort meines Kollegen war genau diejenige, die oft kommt: weil es zu teuer sei. Er begründete das mit einem größeren Flächenbedarf. Dass Barrierefreiheit ein wenig Platz braucht, stimmt natürlich. Verwinkelte Flure, enge Gästezimmer und Küchen, in denen sich zwei Menschen ständig im Weg rumstehen, sind allerdings weder barrierefrei noch das, was man sich unter komfortablem Urlaub vorstellt. Wollen wir nicht alle in großzügigen Räumen Urlaub machen? Endlich mal Platz haben?

Der größere Platzbedarf führt allerdings zu einem hartnäckigen Bild: barrierefrei nutzbare Bäder als riesengroße Tanzpaläste. Tatsächlich reichen aber schon 3,7 m² für ein Bad, das den Mindestanforderungen der DIN 18040-2 entspricht.

Für die uneingeschränkte Rollstuhlnutzung müssen zwar noch ein paar Zentimeter oben drauf, aber es ist deutlich: Barrierefreiheit braucht nicht mehr Platz als allgemeiner Komfort.

3,7 m² sind kein Tanzpalast. Und auch kein großes Bad. Mein Altbau-Badezimmer in Schlauchform hat sehr ungünstig geschnittene 3,2 m². Das ist winzig. Mit etwas planerischem Geschick kann man jedoch auch aus wenig Platz viel Barrierefreiheit gewinnen. Die Architektenkammer Berlin hat dazu eine Planungshilfe bereitgestellt. Folgerichtig schreiben sie:

Wird jede Wohnung mit einer Badgröße ab 3,70 m² anpassbar barrierefrei geplant und gebaut, erhöht sich das Qualitätsmerkmal und der langfristige Wert der Wohnungen. Ein Mehrwert für alle!
Im digitalen Bereich dürfte die Frage nach dem Platz sicher weniger von Relevanz sein. Das Online-Seminar der IAAP D·A·CH "Chancen durch Design für Alle" am kommenden Donnerstag dreht sich um Argumente pro Barrierefreiheit. Vielleicht ist das ja was für Dich? Mehr Infos gibt es hier.
Mögen Dir die Argumente pro Barrierefreiheit nie ausgehen!
Dein Martin

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