Sind Emojis barrierefrei? Mit diesen 3 Tipps schon!

Im Sommer gab die Deutsche Bahn bekannt, dass sie 30 neue ICE bestellt hat. Was im Allgemeinen sicher begrüßenswert ist, ist aus Sicht der Barrierefreiheit eine Katastrophe. Es bleiben die bekannten Mängel, die von der ISL auf der Seite Barrierefreie Bahn wunderbar zusammengefasst wurden. Wer sich einen Eindruck vom fahrzeuggebundenen Hebelift als einzige Zustiegsmöglichkeit für Rollstuhl-Nutzende verschaffen möchte, kann ihn in diesem YouTube-Video im Einsatz sehen.

Hochgeschwindigkeitszug mit spitzer Nase

Aber darum soll es heute gar nicht im Detail gehen. Der Sprecher des Bundesverkehrsministers, Wolfgang Ainetter, verkündete das auf Twitter mit folgendem Tweet:

Screenshot eines Tweets von Wolfgang Ainetter vom 15. Juli. Im Text sind unter anderem 30 Zug-Emojis zu sehen. Die relevanten Punkte werden im Blog-Text aufgegriffen. Unten angehängt vier Bilder von Andreas Scheuer, der auf einen Monitor schaut.

Durch die Verwendung von 30 Zug-Emojis sollte vermutlich der Umfang des Pakets verdeutlicht werden. Für einen blinden Menschen, der sich diesen Tweet von einem Screenreader vorlesen lässt, klingt das ganze wie folgt (aus Rücksicht verzichte ich auf die Verwendung von 30 Zügen):

Hochgeschwindigkeitszug Hochgeschwindigkeitszug Hochgeschwindigkeitszug Hochgeschwindigkeitszug Hochgeschwindigkeitszug Hochgeschwindigkeitszug Hochgeschwindigkeitszug…

Denn auch Emojis werden mit der hinterlegten Bildbeschreibung vorgelesen. Wer da den Überblick behalten soll, ist fraglich. Ein Überspringen ist nicht möglich. Um sicherzugehen, dass keine Information verloren geht, muss man also durch alle 30 “Hochgeschwindigkeitszug” durch.

Daher hier der erste Tipp für die richtige Emoji-Verwendung:

Emojis sparsam nutzen

Im oben angesprochenen Tweet hätte das Emoji in der ersten Zeile sicherlich ausgereicht. “Buchstabe ‘i’ in blauem Quadrat INFO-BOX Hochgeschwindigkeitszug mit spitzer Nase” funktioniert als Überschrift deutlich besser als 30 einzelne Emojis im Text.

Emojis gezielt verwenden

Ein großer Vorteil der kleinen Bildchen ist es, längeren Text aufzulockern und entsprechende Marker für den Inhalt zu setzen. Wer zum Beispiel auf LinkedIn oder Facebook einen umfangreichen Beitrag verfasst, kann mit Emojis zu Beginn eines Absatzes die Orientierung innerhalb des Textes verbessern. Passende Bildchen können auch die Motivation steigern, den Text überhaupt zu lesen.

Ein Emoji im Text, egal ob mittendrin, am Anfang oder am Ende, schafft allerdings immer auch eine Ablenkung. Was für einige willkommen ist, kann für andere Menschen eine neue Barriere darstellen.

Auch dafür bietet das Beispiel einen guten Anhaltspunkt: statt des allgemein verständlichen €-Währungszeichens wurde ein Emoji verwendet. Entsprechend lautet der vorgelesene Text “insgesamt eins Milliarde Banknote mit Euro-Zeichen”. Dass es sich dabei tatsächlich um Euro-Scheine handelt, ist gar nicht so leicht zu erkennen. Das führt auch direkt zum dritten Tipp:

Eindeutige Emojis einsetzen

Der Sinn von Emojis liegt in der Vereinfachung und Verdeutlichung. Je mehr Interpretation nötig ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für falsche Deutungen. Es ist daher besser, auf altbekannte und deutliche Emojis zurückzugreifen. Dadurch können neue Barrieren in der Kommunikation verhindert werden.


Mein Lieblings-Emoji ist definitiv der hier: 🙈
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