„Barrierefreiheit? Wie kommst Du denn dazu?“

„Wieso beschäftigst Du dich freiwillig mit Barrierefreiheit?“
Ja, wieso denn nicht?!

Das zeigt auch schon das größte Problem: Barrierefreiheit ist für viele leider immer noch ein Randthema. Eine Spezialbereich für Betroffene. Nichts, womit man sich freiwillig beschäftigt. Wenn ich erzähle, dass ich mich für Barrierefreiheit einsetze, kommt diese Frage dennoch meist sofort.

„Wie kommst Du denn dazu?“ Würde ich das gefragt werden, wenn ich Statiker, Bauleiter oder Bauphysiker wäre? Nein, da bin ich mir ziemlich sicher. Tatsächlich kenne ich die Frage schon aus der Zeit, als ich im Schadstoff-Bereich gearbeitet und mich freiwillig mit Asbest beschäftigt habe. Da frage ich mich heute auch, wie ich dazu gekommen bin. Es ist eben einfach passiert.

Meine Beschäftigung mit Barrierefreiheit ist allerdings nicht einfach passiert.

Ich habe die Wichtigkeit und auch die Dringlichkeit für Veränderungen erkannt. Im Studium bin ich auf das Thema aufmerksam geworden und habe noch beim Reinlesen in die erste Literatur gedacht: ‚Wieso machen das nicht alle so? Es ist doch total logisch!‘

Zwischen diesem Moment und dem Start in die Selbständigkeit lag dann erst mal die Schadstoff-Phase – wie gesagt, die passierte einfach. Zwischendurch bin ich aber an Myasthenie und Morbus Bechterew erkrankt. Letzterer, der Bechti, hat mir eindrücklich gezeigt, wie schnell fehlende Barrierefreiheit ein ganz persönliches Problem werden kann.

Innerhalb kurzer Zeit lernte ich, dass Barrierefreiheit eben kein Randthema ist.
Es ist kein Spezialbereich für Betroffene.

Es ist etwas, womit man sich freiwillig beschäftigen sollte.

Obwohl ich die Notwendigkeit für umfassende Barrierefreiheit schon vorher erkannt hatte, führte die eigene Betroffenheit zu einer gewissen Radikalisierung. Natürlich sind die Erfahrungen aus wenigen Monaten Gehbehinderung nicht mit dem jahrelangen Kampf gegen die vielfältigsten Barrieren zu vergleichen.

Aber es ist schlichtweg nicht die Aufgabe von Menschen mit Behinderung, ständig gegen diese Barrieren kämpfen zu müssen.

Es ist unsere Aufgabe!

Es ist die Aufgabe der nicht-behinderten Mehrheitsgesellschaft. Jede_r von uns hat eigene Probleme, aber wir müssen nicht tagein tagaus um die gleichberechtigte Teilhabe ringen. Und gerade deswegen sollten wir diesen Kampf gegen die Barrieren aufnehmen.

Deshalb habe ich diesen Kampf aufgenommen.

Solange Barrierefreiheit nicht von allen Menschen als selbstverständliche Grundlage des Zusammenlebens angesehen wird, wird es ein Kampf bleiben. Wenn auch weiterhin jeder Cent, der für barrierefreie Lösungen eingesetzt werden könnte, weggestrichen oder anderweitig verwendet wird, bleibt es ein Kampf.

Doch je mehr Menschen sich für Barrierefreiheit einsetzen, desto einfacher wird der Kampf für alle. Es braucht keinen Rollstuhl, um auf eine fehlende Rampe aufmerksam zu machen. Es braucht keinen Langstock, um Blindenleitstreifen von Gepäck und anderen Gegenständen freizuhalten. Es braucht keine persönliche Betroffenheit, um sich für Barrierefreiheit einzusetzen.

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